Daily Flip Das Eintracht Tagebuch seit 1999.

Ja, das war gestern also unser erstes Auswärtsspiel...

Ja, das war gestern also unser erstes Auswärtsspiel… Das muss man ja mal erlebt haben dachten wir uns, und so fuhren Chris und ich nach Mainz. Die Fahrt auf der Autobahn war schon ein Erlebnis - einige Idioten wollten unsere Ankunft in Mainz wohl verhindern. Chris, unser erprobter Fahrer, brachte uns dennoch sicher ans Ziel: Der Parkplatz an der Mainzer Uni! Der Gebäudekomplex sah ja noch ganz nett aus - doch wie kommt man jetzt zum Stadion? Schilder kennt man in Rheinland-Pfalz offenbar nicht (Dazu später mehr). Also streiften wir durch dunkle Wohngebiete, ständig auf den Spuren der Heiligen Drei Könige: Immer dem Licht nach - denn das Flutlicht des Bruchbu… äh Bruchwegstadions war immerhin schon zu sehen. Als wir uns dann an ein paar Einheimische dranggehängt hatten, tauchte das imposante Bauwerk, ein architektonisches Meisterwerk, das seinesgleichen sucht, auch schon vor uns auf! Beeindruckt von den immens hohen Flutlichtmasten (die in Frankfurt nicht einmal über die Tribünen reichen würden) suchten wir den Eingang. Als wir eine Schlange sahen, stellten wir uns einfach mal an. Es gab ja keine Hinweisschilder, wo sich welcher Block befindet (unmöglich sowas…). Und so hielten wir uns an den Frankfurter Standard: Erstmal irgendwie reingehen, der Weg zu den Blöcken wird dann schon frei sein. Anders in Mainz: Als der Ordner unsere Karte sah, schickte er uns erstmal außen um das Stadion auf die andere Seite. Nach diesem kleinen Spaziergang wurden wir dann eingelassen. Chris, ohne Fankleidung, ziemlich problemlos. Ich, mit Fankleidung, musste erstmal “in Richtung Zaun” gehen… Dann winkte mich ein netter Ordner zu sich und tastete mich erstmal von oben bis unten ab. In weiser Vorraussicht hatte ich schonmal meine Taschen geleert. Mein Portemonnaie störte den guten Mann aber offenbar auch noch und so holte ich auch dieses hervor. Jetzt haben wir’s aber, oder? dachte ich. Aber nein, in so einem Portemonnaie kann man ja zahlreiche Waffen, gefährliche Gegenstände und vor allem Rauchbomben verstecken! Und so musste ich es öffnen und der Ordner wühlte in den Unmengen von Kleingeld, das mir die lieben Omis immer geben, wenn ich sie mal wieder kutschiert habe. Der Sinn dieser Aktion war mir nicht ganz klar. Aber so langsam reifte in mir die Erkenntnis: Du bist ein Auswärtsfan - ein Krimineller also… Naja, als wir dann in unserem Block angekommen waren, folgte ein weiterer Schock: Was ist denn das für ein Provinzsportplatz??? Eingepfercht harrten wir der Dinge, die da kommen sollten. Eine Stunde später war dann endlich Anpfiff. Nachdem ich meiner Wirbelsäule die übelsten Verrenkungen zugemutet hatte, konnte ich immerhin 80 % des Spielfeldes einsehen. Tolle Sache! Aber wenigstens sind 90 % des Stadions überdacht… Absolut bundesligareif!!! So ein Dach hat aber, wenn es sich so niedrig über den Köpfen befindet wie hier, auch negative Eigenschaften: Frischluftzufuhr gleich Null! Das merkt man besonders, wenn irgendwelche Idioten Rauchbombenorgien veranstalten und die eigenen Fans ausräuchern! Aber wozu trägt man denn einen Fanschal, wenn man ihn nicht zum Schutz der Atemwege verwenden kann!? Als dann der Rauch wieder verzogen war, alle Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geschossen waren und die Polizei aufmarschiert war, konnte man sich endlich auf das Spiel konzentrieren. Was man da sah, wenn man etwas sah, war allerdings auch nicht berauschend. Mainz war in der ersten Halbzeit am Drücker und hätte in Führung gehen müssen! Einzig Dirk Heinen war es zu diesem Zeitpunkt zu verdanken, dass die Eintracht mit 0:0 in die Pause gehen konnte. Die größte Chance für die Frankfurter vergab Skela kurz vor dem Halbzeitpfiff. Nach der Pause sah man dann ein anderes Bild. Die Eintracht war jetzt druckvoller, allerdings blieben überhastete Fehlpässe an der Tagesordnung. Vor allem Branco und Guie-Mien blieben blass. Dennoch leitete der Kongolese die Führung für die Eintracht ein: Ein öffnender Pass brachte Wimmer in eine gute Position. Der Schiri überstimmte dabei seinen Assistenten, der eine Abseitsposition von Yang angezeigt hatte. Da dieser aber nicht ins Spiel eingriff, war das weiterlaufen lassen eine korrekte Entscheidung. Wimmer flankte also und fand präzise Ervin Skela in der Mitte, der den Ball ins Tor “lief”. Von “schießen” war keine Rede, weil er einfach durchlief, aber wen störte das schon? Leider verpasste die Eintracht in der Folgezeit das 2:0. Bei einer Ecke in der 78. Minute war es dann soweit: Dirk Heinen konnte die Flanke nicht festhalten und klatschte den Ball direkt vor die Füße von Manuel Friedrich. Der erzielte das 1:1 und tunnelte dabei auch noch den Keeper. Ärgerliche Sache, aber am Ende war das Unentschieden ein gerechtes Ergebnis, das Mainz dem Aufstieg ein großes Stück näher bringt und der Eintracht alle Chancen offen lässt. Ein Sieg am Freitag gegen Hannover täte aber schon ganz gut… Ach übrigens: Die Rückfahrt verlief ohne Probleme… *g* Das Spiel war gestern - heute gibt’s schon wieder Hiobsbotschaften en masse: Dass Dr. Gerd Niesslein aus beruflichen Gründen aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten ist, ist ja noch kaum eine Nachricht wert. Dass Reinhard Gödel seinen Posten als Verwaltungsratsvorsitzender niedergelegt schon eher… Gödel, der häufig in der Kritik gestanden hat, ist nun nur im Aufsichtsrat aktiv. Der eigentliche Hammer kommt aber jetzt: Octagon wird NICHT der Betreiber des neuen Waldstadions!!! Ein neuer Investor steht noch nicht fest… Neben der Stadionfrage ist nun auch die Zukunft der Eintracht mehr als fraglich: Zwar heißt es von offizieller Seite noch, dass diese Entscheidung keinen Einfluss auf den Spielbetrieb der Eintracht habe. Doch laut Informationen von Hitradio FFH hat Octagons Muttergesellschaft IPG finanzielle Probleme. Und was es bedeuten würde, wenn Octagon von der Bildfläche verschwinden sollte, dürfte klar sein. Am Donnerstag wird auf einer Pressekonferenz die Bilanz der Eintracht Frankfurt Fußball AG vorgestellt. Und irgendwie wird mir bei diesem Gedanken ziemlich mulmig… Ich will nicht schon wieder um die Lizenz bangen müssen. Ich hasse diese Ungewissheit!
Und wie das bei solchen Nachrichten immer der Fall ist: Je mehr Quellen man durchliest, um so mehr erfährt man! Der hessische Rundfunk schreibt - im Gegensatz zu FFH - dass Octagon in den nächsten zwei Monaten weitere 7,5 Millionen DM in die Fußball AG investieren werde. Ob die Gelder für neue Spieler, zum Schuldenabbau oder etwas anderes verwendet werden sollen, wurde nicht bekannt. Ich gehe mal davon aus, dass wir morgen schon mehr erfahren…

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